KONSTRUKTIONEN UND FALTUNGEN

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Generieren von Räumen durch Faltungen und ähnlichen Konstruktionen, die ich in textilen Materialien und Papieren umsetze. Durch einen Falz werden geometrische Formen so miteinander verbunden, dass sie sowohl einen Raum erzeugen als auch den so entstandenen Innen- und Außenraum miteinander verbinden bzw. voneinander trennen. Die entstandenen Räume sind beweglich. Sie können verdreht, verdichtet und zusammengefaltet oder geöffnet werden und ermöglichen so unterschiedliche Ansichten, Empfindungen und Gefühle. Die Objekte Phacelia und Protea sind für die Ausstellungen „Dimensionalitäten“2015 und „Perspektivenwechsel“ im frauen museum wiesbaden 2019 als Referenz zu Makroaufnahmen der Künstlerinnen Erika Glanzer und Tina Bender entstanden.

ARBEITEN MIT GEFUNDENEN MATERIALIEN

Es sind die kleinen Dinge des täglichen Lebens, die völlig unscheinbar, von niemand in Frage gestellt werden, die mir begegnen und mich finden, ohne dass ich sie gesucht hätte.

Einen Alltagsgegenstand sehen und für einen Moment etwas darin wahrnehmen, was vordergründig unsichtbar und unbeachtet ist. Meine Werke sind der Versuch, diese Perzeption über den Moment hinaus festzuhalten, zu manifestieren und sichtbar zu machen. Durch Be- und Verarbeitung, durch Verschiebung des Kontextes oder der Funktion gebe ich diesen Dingen eine neue Bedeutung und Aufmerksamkeit.

HUBER BAGS

Die grünen Plastiktüten wurden als Tragetasche vor allem für frisches Obst und Gemüse, also „Grünes“ im wahrsten Sinne des Wortes benutzt. Sie verkörpern jedoch das Gegenteil von dem, was dem Begriff „Grün“ als assoziative Umwelt-Attribute zugeschrieben wird. Mein Ziel war es, die Plastiktüten so zu transformieren, dass sie als etwas wahrgenommen werden können, das  die gedankliche Verbindung zu „Grün“ im Sinne des Umweltgedanken wieder erlaubt. Die Form und Farbschattierung der Objekte entwickelte sich im Laufe des Arbeitsprozesses geleitet durch die Idee von grasbewachsenen Hügeln und Inseln. Sämtliche verarbeitete Plastiktüten haben zuvor ihre Funktion als Tragetasche für frische Lebensmittel erfüllt. Diese Funktion wurde auf Fotos dokumentiert. Aus 125 Tüten  entstand „Huber Bag 125“ und aus weiteren 83  Tüten „Huber Bag 83“. Der Titel geht auf den Namen meiner Gemüsehändlerin zurück.

VERDICHTETE ERINNERUNGEN

Braune Natronpapiertüten, wie sie seit meiner Kindheit  zum Verpacken von Obst und Gemüse verwendet werden, rufen vielfältige Erinnerungen in mir wach. Aufdruck, Form und Papierqualität scheinen sich seit den 50ziger Jahren des letzten Jahrhunderts kaum verändert zu haben. 2014 begann ich diese Tüten zu sammeln und nach einem bestimmten Schema in „Briketts“ zu komprimieren. Jedes Brikett ist einzigartig und verhält sich wie meine Erinnerungen mal vage und flüchtig, mal flatterhaft, mal konkret und sehr präzise.

Aus dieser Sammlung komprimierter Erinnerungen entstand der „Teppich verdichteter Erinnerungen“. Die Komposition der einzelnen Elemente ist angelehnt an den Aufbau eines traditionellen orientalischen Teppichs mit Bordüren und Medaillons.